Dieser Blog soll die häufigen Fragen über Partyfotografie beantworten, die mir immer wieder gestellt werden. Zudem sollten, wenn ihr einige Tipps hier zu Herzen nehmt, einigermassen gute Bilder am Ende rauskommen. Es ist ein möglicher Weg und viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Daher möchte ich hier meine Erfahrungen weitergeben; nimm mit, was dir helfen mag…
Mein Einstieg in die Partyfotografie
Wie Maria durch unbefleckte Empfängnis mit Jesus schwanger wurde, so kam auch ich zur Partyfotografie. Ich arbeitete für den Studentenverein meiner Hochschule im Marketing und da werden unter anderem auch grosse Studiparties organisiert. Irgendwann kam der Gedanke, da mein Hobby Fotografie bekannt war und ich schon Bilder für sie erstellte, dass auch ich den Partyfotografen machen könnte, da wir keinen teuren bezahlen wollten. Der Grund, warum wir einen teuren bezahlten, war schlicht und einfach, dass wir die Bilder bei uns wissen wollten und nicht auf X-beliebigen Partyplattformen. Und los ging’s für mich…
Definition Partyfotograf
Als Partyfotograf verstehe ich hier fotografieren in einem dunklen Club, der eher einem schwarzen Loch gleicht, wo ab und an ein oder mehrere Spot-Scheinwerfer ihr Licht durch die Gegend blinken lassen, Lasershows die Stimmung bringen sollen und sich Leute im dichten Gedränge im Tanzen oder dergleichen versuchen. Der Alkoholspiegel eines jeden Einzelnen liegt bei mindestens >= 0.5 Promille!
Welche Ausrüstung?
Bei der Ausrüstung scheiden sich die Geister. Aber keine Panik, es braucht weniger als man denkt. Ein absolutes Muss ist für mich folgendes:
- Kamera: Bis ISO 1600 sollte sie akzeptable, rauscharme Bilder machen können. Mit neuen Kameras kein Problem. Marke ist auch egal!
- Lichtstarkes weitwinkliges Objektiv: Wenn viele Leute sich drängen ist es schwer Abstand zu einer Gruppe z.B. zu kriegen, die sich mitten im Getümmel ablichten lassen möchte. Hier ist natürlich ein Kleinbildsensor angenehmer, als ein Crop beispielsweise.
- Blitz mit guter Leistung: (nein, nicht den eingebauten aufpopp Blitz, sondern einen richtigen Aufsteckblitz). Youngnuo, Canon, Nikon, Metz, völlig egal. Er sollte TTL fähig sein und eine gute Fokussierhilfe für die Kamera haben. Eine Leitzahl von >40 ist sehr empfehlenswert, gerade dann, wenn du noch einen Diffusor oder dergleichen aufmontieren möchtest.
- Genügend Platz auf der SD Karte; sonst Ersatz, Ersatzbatterien für den Blitz und Ersatzakku für die Kamera
Ich selbst nutze momentan hierfür eine Canon 6D, das Canon 16-35mm F2.8, Yongnuo Speedlite YN568EX-II und einen Gerry Fong Diffusor. Auch wenn ich kein Freund von Filtern bin, so schraube ich einen UV-Schutzfilter vor die Linse, da gewisse eine sehr feuchte Aussprache unter Alkoholeinfluss haben.
Einstellungen
Auch hier führen viele Wege zum “perfekten” Bild, jedoch würde ich hier nicht auf die Automatiken setzen. Wenn ich mit Blitz fotografiere schalte ich meine Kamera in den manuellen Modus, stelle die Belichtungszeit auf 1/20 Sekunde, bei einer Blende zwischen F4.0 bis max F5.6 bei ISO 1’250. Dann mache ich ohne Blitz probe Bilder und spiele mit den Einstellung ein wenig, bis mir mit dem vorhandenen Licht das “Hintergrundbild” gefällt. Meist gehe ich mit der Blende runter und mit den ISO auf max. 1’600. Bin ich mit dem “Hintergrundbild” zufrieden, schalte ich den Blitz ein mit Diffuser im TTL Modus, hole mir eine Testperson und regle ihn meistens um eine Blende runter. Ja, und los geht’s ab ins Getümmel…
Jetzt kann man das ganze auch ohne Blitz machen mit dem hochgelobten available Light. Hier empfehle ich eine Kamera, die mit hohen ISO Werten sehr gut umgehen kann (um die 6’400) und eine lichtstarke Festbrennweite (Grösste Blende <= F2.0). Dazu ist übrigens so eine Fokussierhilfe wie der Youngnuo Transceiver YN-622C beispielsweise hat sehr praktisch. Dann pumpt der Autofokus nicht so. Des Weiteren empfehle ich in die Blendenautomatik zu wechseln und auf Spotmessung zu schalten. Blende irgendwas zwischen F1.8 und F2.5 wählen. Ob ihr ISO Automatik wählt oder einen absoluten Wert eingebt, kommt auf eure Art zu fotografieren an. Bei jedem Auslösen würde ich der Kamera sagen, wie die Haut richtig belichtet wird. So können sehr schöne Bilder entstehen, aber das will etwas gekonnt sein. Dagegen ist die Blitzlösung idiotensicher.
Die Bearbeitung
Für die Bearbeitung empfehle ich Adobe Photoshop Lightroom. Nicht nur ist alleine die Bildauswahl sehr Zeitaufwändig, sondern auch die kleinen Dies-und-Das, die man “schnell” korrigiert pro Bild. Sei dies “kurz” das Bild etwas zuschneiden, begradigen, einen übergrossen Pickel entfernen, Helligkeit anpassen usw. Hier lohnt sich ein Preset anzulegen, damit alle Bilder den gleichen Bildlook erhalten und du nicht jedes Bild von neuem die gleichen Einstellungen vornimmst. Meine Erfahrung zeigt hier, dass dies den Leuten sehr gefällt, wenn die Party sozusagen ihren eigenen Bildlook hat. Man kann dies ja thematisch anpassen. Klassiker unter den Beispielen ist eine Black&White Party (aber 8-tung: B&W ist nicht gleich B&W…).
Einige schätzen es sehr, wenn man beim Export aus Lightroom noch das Logo hinzufügt. Kleiner Tipp: Fragt alle Logotypen an, den oftmals sind die negativen besser… Musst du halt ausprobieren, was am besten zu den Partybildern/Style passt.
Die Ausgabegrösse würde ich nicht zu gross wählen. 2000K reichen für Partybilder allemal, insbesondere wenn sie auf Facebook und Co gezeigt werden. Volle Auflösung bringt hier nichts, da sonst das durchklicken zur Geduldsprobe wird. [Kleiner Exkurs: Darum stört mich auch der UV-Schutzfilter nicht, weil die Ausgabengrösse nicht in voller Qualität erfolgt.]
Apropos Qualität: Sie setzt sich immer durch. Wenn du einigermassen coole, qualitativ hochstehende Bilder ablieferst, wurde ich meistens angefragt auch andere Veranstaltungen/Parties in den Clubs zu fotografieren.
Wie Bilder weitergeben/veröffentlichen?
Hier mache ich es meist über einen FTP-Server und überreche so die Bilder an die Auftraggeber. Andere Möglichkeiten sind beispielsweise Schreibrechte auf dem Facebook-Account zu erhalten und die Bilder direkt uploaden. Dies geht natürlich auch auf Picasa und wie sie alle heissen. Ganz selten habe ich noch ganz old fashioned eine DVD überreicht.Wichtig ist, dass es schnell und zeitnah passiert.
Pricing
Leider oder glücklicherweise ist es bei mir so, dass ich mich nicht als offiziellen Partyfotograf anbiete. Deshalb sind meine meisten Engagements kostenlose Freundschaftsdienste mit allfälliger kleiner Entschädigung am Ende. Das macht mir nichts aus, wenn ich auch eine super Zeit dort verbringen darf und meinen Freunden eine Freude bereiten kann.
Wenn ich aber Anfragen erhalte, die rein kommerzielle Ziele verfolgen, so beginne ich schon zu rechnen. Mein Rat: gebt euch nicht zu billig weg! Ihr könnt die Preise nur sehr schwer bei weiteren Engagements erhöhen. Macht euch Gedanken, wie viel ihr auf die Stunde netto verdienen möchtet. Dazu kommt Anreise, Nachbearbeitung, Material, das abgenützt wird, usw.
Persönlich habe ich die grösste Mühe mit folgender Situation: Man macht die ganze Arbeit, sitzt insgesamt 6 Stunden dran (2h Fotografieren und 4 Auswahl und Bildbearbeitung) und dann kommt jemand mit 50 Franken um die Ecke und erzählt einem was von grosszügigem Lohn. Hingegen ist es schön, wenn man mit Nichts gerechnet hat und dann mit einer Kleinigkeit überrascht wird.
Nützliches
Nun noch zu ein paar kleinen Tipps, die das Leben eines Partyfotografen erleichtern:
- Klärt vorher ab, ob ihr irgendwo euren Fotorucksack/Tasche SICHER lagern könnt oder ob ihr alles den ganzen Abend über tragen müsst oder an der Garderobe abgeben könnt. Dementsprechend würde ich mich auch ausrüsten.
- Less is More: Schleppt nicht alles mit, was ihr an Fotoequipment habt. Konzentriert euch lieber aufs gute Bilder machen, anstatt mit eurem Krams andere versuchen zu imponieren…
- Ganz witzig sind auch solche Aktivitäten wie Photobooth oder eine Fotowand auf dem roten Teppich im Eingangsbereich… Darüber ist von mir ein extra Blogeintrag geplant.
- Habt Visitenkarten dabei, die ihr an die “Models” geben könnt mit den Infos drauf, wo sie die Bilder finden können. Ansonsten seid ihr mehr damit beschäftigt das den ganzen Abend allen zu erklären…
- Lasst euch ab und zu mitablichten (Selfiestyle), scheues Fotografenpack! Ihr seid Teil der Party und gehört dazu; also auch auf die Bilder!
- Auch wenn der Sound total nicht euer Ding ist: Mitmachen ist angesagt; also schwingt euer Tanzbein. Wie wollt ihr sonst Teil der Masse sein und mit den Leuten in Kontakt kommen…?
- Findet das eine Girl/die eine Dame, die jeder auf der Party kennt und mit allen auskommt. Macht sie zu eurer besten Freundin und sie zerrt euch alle, sogar die grössten Fotomuffels, glücklich vor die Linse.
Ethik
Grundsätzlich gilt es zu respektieren, wenn jemand nicht fotografiert werden möchte und/oder anschliessend einen bittet, das Bild nicht zu veröffentlichen. Veröffentlicht keine Bilder, wie ihr euch selbst auch nicht auf veröffentlichten Bildern sehen möchtet. Respektiert das jeder das Recht am eigenen Bild hat. Wenn also ein Bild veröffentlicht wird und ihr werdet anschliessend gebeten dieses zu entfernen, dann macht das einfach.
Mit diesem Verhalten habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und konnte sogar Menschen an der nächsten Veranstaltung fotografieren, die vorher dies ausdrücklich nicht wollten.
Wie heisst es so schön: Gehe mit einem Lächeln auf die Menschen zu und du wirst ein Lächeln erwidert bekommen.
Wert der Bilder
Als Abschluss noch ein letzter Gedanke zur Partyfotografie. Die Bilder werden meist auf Social Media gezeigt und verschwinden nach ein paar Stunden aus der Timeline. Sie bescheren hohe Klickzahlen für den Moment, aber anschliessend verschwinden sie in der Bedeutungslosigkeit. Das ist ein generelles Problem der digital gezeigten Fotos auf Social Media Kanälen, jedoch bei Partybildern zeigt sich dieses Phänomen noch extremer. Deshalb gehört die Partyfotografie nicht zu meinen bevorzugten Tätigkeiten und ich mache es, wie schon geschrieben, wegen der Leute und der guten Zeit wegen, die ich an dem Ort verbringe. Ansonsten in der Regel nicht, bei aller Coolness…
Impressionen von mir selbst